Lola Müthel

Eine ewige Femme fatale

Zum Tod der Schauspielerin Lola Müthel (1919 – 2011)

von Marc Hairapetian

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Lola Müthel wurde das Talent bereits in die Wiege gelegt: Ihre Mutter war die Operettensängerin Marga Reuter, ihr Vater der Schauspieler und Regisseur Lothar Müthel, welcher mit einer international gerühmten „Hamlet“-Inszenierung“ (Titelrolle: Oskar Werner) an den Städtischen Bühnen Frankfurt am Main 1953 und dem Wiener Theater in der Josefstadt 1956 für Furore sorgte. Auch die am 9. März 1919 in Darmstadt geborene Lola Lütcke, die den Künstlernamen vom Herrn Papa gleich mit übernahm, avancierte zu einer begnadeten Aktrice. Mit feuerroter Mähne, großen, dunklen Augen und geradezu lasziv hervorstehenden Wangenknochen sah sie immer aus wie eine Femme fatale, gleich welche Rolle sie auch verkörperte.
Nach der Ausbildung an der Staatlichen Schauspielbühne in Berlin, entdeckte Gustaf Gründgens die damals 17jährige für das Deutsche Theater. In der letzten Phase der Dritten Reichs drehte sie ein Dutzend Filme, neben vom Krieg ablenkenden Lustspielen („Ein Mann mit Grundsätzen?“,1943; Ein toller Tag“, 1944), wirkte sie auch in zwei Propagandafilmen mit: 1940 in Arthur Maria Rabenalts „Achtung! Feind hört mit!“ und 1941 in Veit Harlans „Der große König“.
In der Wirtschaftswunder-Ära wurde das Frankfurter Theater für Müthel zur künstlerischen Heimat. Der Kritiker Johannes Jacobi bescheinigte der im klassischen Fach Akzente setzenden Tragödin die „Intensität des reinen, unbeirrbaren Gefühls, von dem der Zuschauer überwältigt wird.“ Am Münchner Staatstheater am Gärtnerplatz war sie 1956 mit dem ebenfalls kürzlich verstorbenen Johannes Heesters in „Kiss me, Kate“ in einer der ersten deutschen Musical-Produktionen zu sehen.
Im Kino spielte die Grande Dame, die in zweiter Ehe mit dem Kollegen Hans Caninenberg verheiratet war, in sehr unterschiedlichen Filmen wie „Eine Frau genügt nicht?“, „Hotel Adlon“, „Rosen im Herbst“ (alle 1955) oder Ingmar Bergmans nicht gerade bester Arbeit „Aus dem Leben der Marionetten“ (1980) mit. Das Fernsehen bot ihr Anspruchsvolleres: “Antonius und Cleopatra“ (1963) und Xaver Schwarzenbergers kongeniale Adaption von Marie-von-Ebner-Eschenbachs berühmter Hundenovelle „Krambambuli“ (1998), wo sie als tapfer-resolute Mutter des von Tobias Morettis verkörperten Wilderers überzeugte. Großmütter hingegen wollte sie ungern spielen: „Es war wirklich nicht leicht, die Schauspielerei aufzugeben, aber irgendwann weiß man einfach, dass Schluss ist.“, sagte Lola Müthel, zu ihrem 90. Geburtstag vor zwei Jahren. Letztmalig sah man sie 2005 vor der Kamera und zwar in der Folge „Angst“ der Krimireihe „Der Alte“. Am 11. Dezember starb Lola Müthel in Gräfeling bei München.


Marc Hairapetian (SPIRIT - EIN LÄCHELN IM STURM www.spirit-fanzine.de)