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Der letzte Geschworene

Zum Tod von US-Schauspieler Jack Klugman (1922 - 2012)

von Marc Hairapetian

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„Wir waren die erste CSI.", sagte Jack Klugman einmal in einem Interview. "All die anderen Serien nach uns kopierten Quincy nur, allerdings auf blutigere Weise. Unsere Sendung hatte noch eine Botschaft und auch eine Moral. Ich war eine Ein-Mann-CSI." Obwohl er als Gerichtsmediziner Doktor R. Quincy die schwierigsten Fälle löste, war er die Personifizierung des amerikanischen Jedermanns: Menschlich, intelligent, witzig, manchmal aufbrausend, nicht ohne Fehler und immer hinter den hübschesten Frauen hinterher. In "Quincy M.E." (1976-83) eroberte Klugman international ein Millionenpublikum, allerdings war er nicht Einzelermittler, sondern hatte seinen treuen Assistentin Sam Fujiyama (gespielt von Robert Ito) zur Seite. Gemeinsam machten sie ihrem stets auf Kostenreduzierung bedachten Vorgesetzten Dr. Robert Asten (John S. Ragin) und dem sturköpfigen Lt. Frank Monahan (der 2012 verstorbene Garry Wahlberg) das Leben und die Arbeit schwer.
 Sein knorriger Charme und eine unvergessliche Stimme prädestinierten den am 27. April 1922 in Philadelphia als Jacob Joachim Klugman geborenen Akteur förmlich zum Charakterstar, dabei ließ der Durchbruch lange auf sich warten. Seine Karriere begann nach dem Zweiten Weltkrieg in New York City, wo er sich zeitweise ein Appartement mit seinem Kollegen Charles Dennis Buchinsky teilte. Dieser wurde später unter dem Namen Charles Bronson weltberühmt. Nachdem Klugman 1950 bereits in der TV-Reihe "Actor's Studio" zu sehen war, gab er 1952 sein Kinodebüt im Western "Grubstake", Danach folgten diverse Nebenrollen - vorderrangig in Krimis ("Auf den Schienen zur Hölle", 1956). Als Geschworener Nummer 5 wirkte er in Sidney Lumets Debüt "Die zwölf Geschworenen" (1957) mit, der schnell zum Gerichtsfilmklassiker avancierte und bis heute als Musterbeispiel zur Anschauung von gruppendynamischen Prozessen gilt. Neben den "Unglaublichen Geschichten" (Originaltitel "The Twilight Zone", 1960-1963) folgten ambitionierte Kinofilme wie das Trinker-Melodram "Die Tage des Weines und der Rosen" (1962) oder der letzte Film von Judy Garland ("Bretter, die die Welt bedeuten", 1963).
 Wirklich bekannt wurde Klugman aber erst mit der Fernsehserie "Männerwirtschaft" (1970-1975). Als schlampig-chaotischer Sportjournalist Oscar Madison bildete er mit dem von Tony Randall verkörperten Fotografen und Sauberkeitsfanatiker Felix Unger ein ungleiches, doch kongeniales Gespann. Randall, mit dem er mehrere Hundertmal auch im gleichnamigen Bühnenstück von Neil Simon auftrat, bezeichnete Klugman als "besten Freund", den er jemals gehabt hätte. Er schrieb sogar ein Buch über ihn: "Tony and Me: A Story of Friendship" (2005). Wie Oscar Madison war Klugman auch im wirklichen Leben ein Fan von Pferderennen. Seine Stute Jaklin Klugman gewann mehrere Auszeichnungen.
 1989 musste aufgrund der Krebsdiagnose ein Teil seines Kehlkopfes entfernt werden, wodurch er gezwungen war, das Sprechen neu zu erlernen. Dennoch war Klugman bis zuletzt vital: 2008 heiratete er 85jährig seine langjährige Lebensgefährtin Peggy Crosby, nachdem seine von ihm seit 1974 getrennt lebende Gattin Brett Sommers verstorben war. Noch 2010 agierte er als Geisterjäger in der viel beachteten Internet-Serie "Camera Obscura". Wie sein Kollege Charles Durning verschied Jack Klugman Heiligabend 2012. Der letzte Überlebende der "Zwölf Geschworenen" starb 90jährig in den kalifornischen Woodland Hills bei Los Angeles und hinterlässt zwei Söhne aus erster Ehe.

Marc Hairapetian am 4- Januar 2013 für SPIRIT - EIN LÄCHELN IM STURM www.spirit-fanzine.de